Drei Kameradinnen

Uns gibt es in dieser Welt nicht. Hier sind wir weder Deutsche noch Flüchtlinge, wir sprechen nicht die Nachrichten und wir sind nicht die Expertinnen. Wir sind irgendein Joker, von dem sie noch nicht wissen, ob sie ihn einmal zu irgendetwas gebrauchen können. - Drei Kameradinnen


Ich habe über das Buch bei dem Monatslese Podcast viel gehört. Vor allem die Tatsache, dass die Autorin uns als Leser direkt anspricht hat mich interessiert. Darum habe ich bei dem Verlag angefragt und dann als eBook zur Verfügung gestellt bekommen.

Zum Buch   Drei jungen Frauen, die zusammenstehen, egal was kommt. Seit ihrer gemeinsamen Jugend in der Siedlung verbindet Hani, Kasih und Saya eine tiefe Freundschaft. Nach Jahren treffen die drei sich wieder, um ein paar Tage lang an die alten Zeiten anzuknüpfen. Doch egal ob über den Dächern der Stadt, auf der Bank vor dem Späti oder bei einer Hausbesetzerparty, immer wird deutlich, dass sie nicht abschütteln können, was jetzt so oft ihren Alltag bestimmt: die Blicke, die Sprüche, Hass und rechter Terror. Ihre Freundschaft aber gibt ihnen Halt. Bis eine dramatische Nacht alles ins Wanken bringt.

Meine Meinung   Ich muss sagen, dass mir das Buch an manchen Stellen viel zu verworren wurde. Häufig bin ich vor allem vor dem Schlafen nicht mehr ganz mitgekommen. Das Buch springt in der zeit hin und her und spricht an gewissen Stellen den Leser direkt an.
Was ich allerdings super gut fand war, dass die Autorin bewusst in den Buch gewählt hat, die drei Protagonistinnen äußerlich nicht zu beschreiben. Man kann die drei Frauen als Leser also nicht in Schubladen stecken, das hat mich an manchen Stellen ziemlich verwirrt, denn der Mensch versucht andere Menschen immer irgendwo unterzuordnen und das war einem bei diesem Buch nicht möglich.
Gnadenlos präzise seziert Kasih anhand alltäglicher Ereignisse das in Deutschland ubiquitär vorherrschende weiße wie bräunlich eingefärbte Gedankengut, erzählt von geradezu natürlich vorkommendem strukturellen Rassismus sowie rechtem Terror und hält unserer Gesellschaft den Spiegel der Schande vor. Ihre anklagende, direkte Anrede tut weh, trifft sie doch genau den Nerv und offenbart dabei typische gedankliche Irrtümer wie Verhaltensweisen des Privilegs weiß zu sein.
Selten habe ich mich so sehr geschämt, war peinlich berührt oder gedanklich ertappt, zugleich aber auch nachhaltig von der aufklärenden Präzision und Weisheit ihrer Beobachtungen beeindruckt. Denn jeder einzelne Satz mit der darin enthaltenen Kritik ist perfekt dosiert, sodass ich diese nie als anklagend wehleidig empfunden habe, sondern vielmehr als wohlüberlegte, erschreckende Beschreibung der real existierenden Verhältnisse. Diese Kombination aus Roman gespickt mit jeder Menge fundierter Fakten getarnt als Erfahrungsberichte ist in seiner Fülle schmerzlich eindringlich ohne dabei einen belehrenden Sachbuchcharakter anzunehmen.

Fazit   Ich muss sagen, dass die Art und Weise wie das Buch aufgebaut und geschrieben ist, wurde ich positiv überrascht. Ein Buch bei dem wirklich aufmerksam gelesen werden muss.
☆ ☆ ☆ ☆ Sterne von 5 möglichen Sternen

Zur Autorin   Shida Bazyar, geboren 1988 in Hermeskeil, studierte Literarisches Schreiben in Hildesheim, bevor sie nach Berlin zog, um ein Doppelleben zu führen. Halbtags ist sie Bildungsreferentin für junge Menschen, die ein Freiwilliges Ökologisches Jahr in Brandenburg machen, die verbleibende Zeit verbringt sie als Autorin. Neben Veröffentlichungen von Kurzgeschichten in Zeitschriften und Anthologien war sie Stipendiatin des Klagenfurter Literaturkurses 2012 und Studienstipendiatin der Heinrich-Böll-Stiftung. Für ihren Debütroman wurde sie mit dem Kulturförderpreis der Ev.-lutherischen Landeskirche Hannover, dem Bloggerpreis für Literatur und mit dem Ulla-Hahn-Autorenpreis ausgezeichnet.  © amazon.com

Klappentext   In ihrem neuen Roman erzählt Shida Bazyar voller Wucht und Furor von den Spannungen und Ungeheuerlichkeiten der Gegenwart – und von drei jungen Frauen, die zusammenstehen, egal was kommt. Seit ihrer gemeinsamen Jugend in der Siedlung verbindet Hani, Kasih und Saya eine tiefe Freundschaft. Nach Jahren treffen die drei sich wieder, um ein paar Tage lang an die alten Zeiten anzuknüpfen. Doch egal ob über den Dächern der Stadt, auf der Bank vor dem Späti oder bei einer Hausbesetzerparty, immer wird deutlich, dass sie nicht abschütteln können, was jetzt so oft ihren Alltag bestimmt: die Blicke, die Sprüche, Hass und rechter Terror. Ihre Freundschaft aber gibt ihnen Halt. Bis eine dramatische Nacht alles ins Wanken bringt. Shida Bazyar zeigt in aller Konsequenz, was es heißt, aufgrund der eigenen Herkunft immer und überall infrage gestellt zu werden, aber auch, wie sich Gewalt, Hetze und Ignoranz mit Solidarität begegnen lässt. »Drei Kameradinnen« ist ein aufwühlender, kompromissloser und berührender Roman über das außergewöhnliche Bündnis dreier junger Frauen – und das einzige, das ein selbstbestimmtes Leben möglich macht in einer Gesellschaft, die keine Andersartigkeit duldet: bedingungslose Freundschaft.

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