Die Lüge


Wenn ich ehrlich bin muss ich sagen, dass mich das Buch vorwiegend wegen des Covers angesprochen hat. Als ich dann aber den Kappentext gelesen habe und ein wenig in das Buch hineingelesen habe war ich sofort gepackt.

Zum Buch   Miki wächst in Moskau mit zwei Vätern auf. So einfach, so schwierig. Einfach, weil Miki seine Väter liebt und die drei eigentlich eine ganz normale, gut funktionierende Familie sind. Schwierig, weil das in Russland mit der Homosexualität ja wirklich kein Spaß und seine Familie Mikis am besten gehütetes Geheimnis ist.

Meine Meinung   Ein literarischer Sprengsatz! Mikita Franko (Jahrgang 1997) schreibt sich seine Depressionen von der Seele und veröffentlicht diese anonym im Internet. Das Echo darauf ist so groß, dass er den Mut aufbringt und so seinen Erstling entstehen lässt.Ich will hier nicht zu viel verraten, und das dieses Werk bisher hierzulande so wenig Medienecho bekommen hat liegt wohl auch an der Schonungslosigkeit, Wut und brachialen Ehrlichkeit bis weit über die Schmerzgrenze.
Nur so viel: Nach dem frühen Tod der alleinerziehenden Mutter kommt der kleine Miki zu seinem Onkel. Damit beginnt die Reise einer “Regenbogenfamilie“ in der russischen Provinz - ABER: Vergesst alles was man dabei sofort im Kopf hat! Der Autor hat in jugendlichem Leichtsinn einen so unglaublich mitreißenden Text verfasst, dass er in seiner Heimat schon ins Visier der Zensur gekommen ist, und auch von der „woken“ - Seite Anfeindungen nicht ausbleiben. Große Literatur. Ein fantastisches Debüt. Es gibt sie noch, die Ausnahmeautoren!

Fazit   Der Schreibstil ist unglaublich schön und die Story hat mich von den Füßen gerissen.
★ ★ ★ ★ Sterne von 5 möglichen Sternen

Zum Autor   Mikita Franko wurde 1997 in Pawlodar, Kasachstan, in eine Familie geboren, die seit Generationen Ärzte hervorbringt. Im Alter von drei Jahren hat er lesen gelernt, mit vier schreiben. Seither liest und schreibt er. Franko hat das Medizinstudium schnell an den Nagel gehängt und versteht sich als Akyn, als einen kasachischen Volksdichter, der politische Themen verhandelt. Er sagt von sich selbst, er ertrage keine Langeweile, was ihn zwinge, sich dauernd etwas einfallen zu lassen. Er schreibt über alles, was er sieht. Zurzeit lebt Mikita Franko in Moskau. ©amazon.com

Zur Übersetzerin   Maria Rajer wurde 1987 in Ust-Kamenogorsk, Kasachstan, geboren und immigrierte 1996 nach Deutschland. Sie studierte Slawistik und Germanistik an der Staatlichen Universität Sankt Petersburg und der Humboldt Universität zu Berlin. Seit 2013 arbeitet sie als freie Übersetzerin aus dem Russischen. Zu den von ihr übersetzen Autorinnen und Autoren gehören Mascha Alechina, Dmitri Gluchowski, Mikita Franko, Wassili Grossman, Viktor Mazin und Andrej Platonow. ©amazon.com

Klappentext   Mikita wird nach dem Tod seiner Mutter von ihrem Bruder adoptiert, er ist fünf Jahre alt. Mit Slawa und dessen Partner Lew genießt er eine fröhliche Kindheit. Aber mit der Einschulung beginnt das Versteckspiel, das Lügen. Wenn Besuch kommt, müssen Fotos weggeräumt, in Aufsätzen müssen Dinge verschwiegen oder erfunden werden, und Mikita schlagen Vorurteile entgegen. Er verliert seinen Frohsinn, wird wütend, aggressiv, depressiv. Erst die Freundschaft mit einem Jungen aus dem Waisenhaus beruhigt ihn. Und dann merkt er, dass er sich zu Jungs hingezogen fühlt. Ausgerechnet! Er beschuldigt sich, zum Beweis für die Propaganda geworden zu sein, die behauptet, gleichgeschlechtliche Paare würden homosexuelle Kinder großziehen. All seine Versuche, sich in Mädchen zu verlieben, scheitern. Es wird noch dauern, bis Mikita Frieden mit sich selbst und seiner Sexualität findet.


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