Generation Beleidigt



Zum Buch und meine Meinung   Die Autorin Caroline Fourest ist linke Feministin, bekennende Lesbe und Filmemacherin und hat u.a. für Charlie Hebdo geschrieben. Sie beschäftigt sich in diesem Buch mit der identitären Linken, die sie als »Generation Beleidigt« bezeichnet. Die identitäre Linke setzt sich in maßlos übersteigertem Engagement und mit einer aggressiven Hypermoral für alle möglichen Minderheiten ein und fordert für diese Sonderbehandlungen. Von ihr gehen die inquisitorischen Maßnahmen der »Politischen Korrektheit« aus, die mittlerweile alle westlichen Industriestaaten durchdrungen hat. Sie hat zu Selbstzensur und Denkverboten in öffentlicher Rede geführt und bedroht in zunehmendem Maße die Existenzgrundlage Andersdenkender - auch schon bei der leisesten Kritik. Das zeigen die zahllosen Beispiele der Autorin aus Frankreich, Kanada und den USA. In den USA hat sich dies mittlerweile zu einer Hexenjagd entwickelt und es ist nicht ausgeschlossen, dass es sich in Europa ähnlich entwickeln wird, da die USA in allen sozialen Prozessen eigentlich immer eine Vorreiterrolle einnehmen. Auch in Deutschland ist die Lage bedenklich geworden, denn es passiert hier auch immer öfter, dass Personen, die im öffentlichen Rampenlicht stehen, aufgrund von Äußerungen, die nicht zeitgeistgemäß sind, völlig unangemessene Konsequenzen zu tragen haben. Leider nimmt das Buch keinen Bezug auf die deutschen Verhältnisse. Dies alles kritisiert Caroline Fourest vehement und sie erkennt das spalterische und totalitäre Potential der identitären Linken. Soweit die positiven Aspekte des Buches.

Die negativen Aspekte ergeben sich aus der durchweg linken Weltanschauung der Autorin. Danach ist alles, was nicht links ist, automatisch rechts im negativ gewerteten Sinn. Damit hat jedoch ihre Kritik an der identitären Linken lediglich den Charakter eines unterstellten Verrats an der vermeintlich linken Idee. Von konservativer Seite kann nach Meinung der Autorin gar keine ernsthafte Kritik kommen: »Eine konstruktive Kritik der Identitätspolitik oder der politischen Korrektheit wird nicht aus dem konservativen Lager kommen.« (S.142) Warum nicht? »Dort prangert man die "Tyrannei der Minderheiten" nur an, um die Herrschaft der Privilegierten wieder herzustellen, und kehrt die Fehler des Multikulturalismus nur hervor, um zum Monokulturalismus zurückzukehren. Über die politische Korrektheit klagt man nur, um frei aufstoßen zu können. Die wahre Alternative kann nur von aufrichtigen Antirassisten kommen.« (S.142) Aufrichtige Antirassisten können dann offensichtlich nur die Autorin und ihre politisch Gleichgesinnten sein. Worin unterscheidet sich diese Einstellung denn nun von der Einstellung identitärer Linker, dass z.B. nur Nichtweiße Antirassisten sein könnten? Im Prinzip durch nichts! Man spricht Menschen nur deswegen eine Einstellung ab (oder zu), weil sie zu einer bestimmten Gruppe gehören (im einen Fall zur Gruppe der Konservativen, im anderen Fall zur Gruppe der Weißen), und das ist nichts anderes als »Rassismus«! 

Mit ihren naiven Stereotypen über »Rechte«, ihrer schlichten Gesinnungsethik und dem völligen Unverständnis, warum weltweit konservative Kräfte erstarken, offenbart Caroline Fourest genau den Essentialismus, den sie der identitären Linken vorwirft. Für die Mühe, zahlreiche absurde Ausfälle der identitären Linken in Frankreich, Kanada und den USA zusammenzutragen und zu kritisieren, gebe ich dem Buch zwei Sterne. Mehr ist beim besten Willen nicht drin.

Fazit   Leider habe ich mir das Buch ganz anders vorgestellt und konnte mich wie oben bereits geschrieben mit der Autorin und ihren Ansichten nicht wirklich anfreunden.
★ ★ ☆ ☆ ☆ Sterne von 5 möglichen Sternen

Zur Autorin   Die feministische Publizistin Caroline Fourest setzt sich anhand konkreter Vorkommnisse und Debatten mit einer gefährlich irrationalistischen Strömung der Identitätspolitik auseinander, die inzwischen auch an europäischen Unis die Hegemonie zu erlangen versucht. ©amazon.com

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